Von der Reform des Sozialstaats bis zur Debatte um assistierten Suizid: Zahlreiche aktuelle politische Fragen berühren das Wertefundament unserer Gesellschaft und unseres Glaubens. Die CSU-Fraktion im Bayerischen Landtag sucht deshalb erneut das Gespräch mit den Kirchen und hat sich in ihrer heutigen Fraktionssitzung mit Reinhard Kardinal Marx ausgetauscht.
CSU-Fraktionsvorsitzender Klaus Holetschek:„Bei allen aktuellen politischen Herausforderungen dürfen wir das Grundsätzliche nicht aus den Augen verlieren. Welche Werte verbinden uns und auf was baut unsere Gesellschaft auf? Der christliche Glaube ist für mich unverzichtbare Leitschnur. Denn politische Entscheidungen ohne Wertefundament sind nicht tragfähig. Die Debatten über den Schutz des ungeborenen Lebens und über assistierten Suizid machen deutlich, wie wichtig christliche Werte wie Mitgefühl und Verantwortung sind. Ich bin Kardinal Marx dankbar, dass wir in diesen zentralen Fragen ein gemeinsames Verständnis teilen und danke der katholischen Kirche für ihr wichtiges gesellschaftliches Engagement, von der Kinderbetreuung bis zur Pflege. Dass die Caritas unsere jüngsten Umschichtungen zugunsten sicherer Betreuungsplätze aktiv unterstützt, unterstreicht unsere konstruktive und vertrauensvolle Partnerschaft. Reformen im Sozialstaat müssen die Menschen stärken und Familien echte Orientierung bieten. Der Dialog mit den Kirchen eröffnet Perspektiven, die über kurzfristige politische Interessen hinausgehen. Er zeigt, was wirklich zählt: Die Würde jedes Einzelnen und die Verantwortung füreinander.“
Reinhard Kardinal Marx, Erzbischof von München und Freising:
„Es ist gut, dass Kirche und Politik immer wieder im Austausch stehen und dass sie im Dialog über die Grundlagen der Gesellschaft, aber auch über die konkreten politischen Aufgaben bleiben. Bayern und Deutschland stehen vor wichtigen Entscheidungen für die wirtschaftliche Entwicklung und die Weiterentwicklung des Sozialstaats. Der Sozialstaat ist eine grundgesetzliche Vorgabe und eine Grundlage unseres Gemeinwesens, kein ‚nice-to-have‘. Darüber hinaus stellt sich grundsätzlich die Frage, was unsere plurale Gesellschaft zusammenhält und wie wir der zunehmenden Polarisierung in unserer Gesellschaft entgegenwirken können. Angesichts dieser vielfältigen Herausforderungen wollen wir als Kirche einen Beitrag leisten, um den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken und Lösungen für die Herausforderungen der Zeit zu finden. Die Kirche dankt allen, die in unserem Gemeinwesen Verantwortung übernehmen, hier im Landtag, in der Regierung und in den Kommunen. Gerade in Bayern ist dafür bei vielen Politikern eine christliche Motivation ausschlaggebend. Auch deshalb betonen wir das christliche Menschenbild, das auch Grundlage des Grundgesetzes und der Bayerischen Verfassung ist, als zentralen Ausgangspunkt politischer Überlegungen.“
